2013 – Elvis Festival Bad Nauheim

2013 – Elvis Festival Bad Nauheim

Hier gab’s was auf die Ohren

(JS) – Nein, den Pokal für die weiteste Anreise hat Gunter Orbie aus Belgien nicht bekommen. Den haben die beiden Australier mitgenommen. Selbst für die zweit-weiteste Anfahrt nach Bad Nauheim hat es nicht gereicht, denn die fast 1000 Besucher des 12. European Elvis-Festival kamen aus Memphis, aus England, Holland, Belgien, Schweiz und sogar eine Französin war eigens fürs Elvis Memorial hergekommen: Michelle Cossen aus Longuich. Sie war kürzlich in Graceland (USA) und hatte dort von dem Bad Nauheimer Event gehört. Seit sie acht ist, schwärmt sie für den King of Rock ‘n Roll. Aber jetzt besuchte sie per Flieger zum allerersten Mal das European Home of Elvis.

Gunter und Anita Orbie aus Leeuwen (bei Brüssel) waren mit ihrem 1958er Cadillac Fleetwood gekommen und starteten bei der Cadillac-Parade. Ehrensache!

„Wir sind zum fünften Mal dabei,“ verriet Gunter, „und es macht ungeheuren Spaß, hier immer wieder dieses 60er Jahre Feeling zu erleben.“

Und weiter schwärmte er: „Ich war zwölf, als Elvis starb, aber schon damals wusste ich genau: Das ist mein Idol!“

Gunter ist ein Auto-Narr. Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. In Belgien nimmt er häufig an Oldtimer-Veranstaltungen teil. Und wenn sein Schätzchen mal hustet, kann er es natürlich auch selbst wieder reparieren.

Warum Gunter – er ist von Beruf KFZ-Meister und verkauft Autos und Motorräder – sein Herz ausgerechnet an einen Cadillac verloren hat?

„Das ist ganz einfach erklärt,“ lachte er. „In den Kofferraum muss auf jeden Fall ein Rollstuhl reinpassen.“

Seine Frau Anita leidet unter Muskelschwund und kann immer schlechter gehen. „Aber unsere gute Laune lassen wir uns deshalb nicht verderben,“ klang es wie aus einem Mund. Die beiden sind total unternehmungslustig und haben schon fast die ganze Welt gesehen. Per Flieger, per Schiff oder mit dem Auto.

Einer fehlte bei dieser Parade von Bad Nauheim nach Friedberg zum Wetterau-Museum: Hans Kemp aus Bonn. Er hatte sein Cadillac Cabrio Coupé Baujahr 1960 direkt vor dem Hotel geparkt.

„Es ist mir wichtig, dass möglichst viele Leute mein Auto sehen. Ich vermiete in Bonn exklusive Fahrten mit diesem Coupé und habe auch schon ganz viele Visitenkarten verteilt,“ strahlte Hans Kemp und wollte insgeheim sicher auch sein „gutes Stück“ schonen. Das Blubbern des Motors musste man sich einfach denken. Wird er schon haben.

Immerhin war dieses Wochenende ein Fest für die Ohren: Überall erklangen Elvis-Lieder von mehr oder weniger gut gestylten Imitatoren. Sogar vom Kurpark aus konnte man aus der Konzertmuschel des Hotels – und das sogar kostenlos – zuhören und je nach Laune mitwippen oder mittanzen. Und erst die ganzen Cadillac-Oldies: Nicht nur der von Gunter war ein Ohrenschmaus: 6 Kubikmeter, 300 PS, 8 Zylinder. Blubb-blubb-blubb. Herrlich!

… und was auf die Augen

Schon Donnerstagabend musste man sich heftig die Augen reiben: Elvis wohin man schaute. Das ganze Areal rund um das Hotel Dolce war voll von Elvis-Darstellern. Junge, alte, mit Schmalzlocke, echte schwarze Haare und schwarze Fiffies (Toupets), echte und angeklebte Koteletten, federnder Gang, bunte Hemden, 1000 Ringe an den Fingern.

Und erst mal die Mädels: Originalgetreu im 60er Jahre-Look: Tupfenkleider und Röcke, gaaanz viel Petticoat da drunter, Turnschuhe oder High-Heels, rosa Hütchen oder Schleifen im Haar, Pony und wippende Pferdeschwänze. Sogar Damen jenseits der 100 Kilo-Marke trugen die Kleidung von damals. Sonnenbrillen in Herzform, rosa Handtäschchen. Wer seine Sachen vergessen hatte, konnte reichlich hinzukaufen: Denn es gab auch Markt-Stände mit Petticoats und Kleidern, gepunkteten Schuhen und Schleifchen in allen Farben.

Wie man hörte, hat auch der Umsatz an Elvis-T-Shirts, Fotos, Büchern, Gürtelschnallen, Trinkbechern, Feu-erzeugen und Kühlschrankmagneten an diesem heißen Revival-Wochenende gestimmt.

Fotos folgen!