Die argentinische Hochzeit
Wenn Sie wissen wollen, wie diese argentinische Hochzeit zustande kam, schicken Sie mir bitte eine E-Mail an jutta.sein@t-online.de Damals – das war 1955. Heute ist das alles gar nicht mehr vorstellbar.
Auch die Entstehung und Herausgabe meines Buches kann keiner so richtig begreifen. Ich übrigens auch nicht.
Die Sache ist die: Als Vorlage zu diesem Buch gab mein Onkel mir seine Aufzeichnungen mit der Anmerkung: „Jutta, Du bist Journalistin. Und wenn jemand ein Buch daraus machen kann, dann bist Du das. Aber veröffentliche es bitte erst, wenn ich nicht mehr auf dieser Welt bin.“
Das ist zwar auch schon lange her; denn er starb 2006. Diese Notizen hat er aus seiner Sicht geschrieben – als er noch in Argentinien lebte.
Mir kam die ganze Sache mit Ruth, der jüngeren Schwester meiner Mutter beim Schreiben wieder ins Gedächtnis, obwohl ich 1955 noch ziemlich jung war – ich war erst neun!
Ich setzte mich also ran ans Buch und schrieb. Zunächst nahm ich Onkel Herberts „ich-Form“ raus. Seine Notizen enthielten sehr viele Beschreibungen, von denen ich keine Ahnung hatte. Ich war fasziniert. Eine Reihe Anekdoten aus dem „fernen Deutschland“ habe ich hinzugefügt: Ereignisse aus unserem Familienleben, die mein Onkel in Argentinien gar nicht wissen konnte.
Soweit so gut. Als das Buch fertig war, habe ich das Manuscript an meine Tante Ruth und ihre beiden Töchter geschickt. Denn die waren ja viel näher an Onkel Herbert als ich. Zunächst mal haben sie mich gebeten, die Namen zu verändern. Hab ich gemacht. Damals. (inzwischen haben die handelnden Menschen ihre richtigen Namen wieder) sollte ich den Ort „Corrientes“ ändern, da dieser Ort – nach Meinung meiner Tante und Cousinen – Rückschlüsse auf ihren Aufenthalt hätte geben können. Hab ich gemacht und eine andere Stadt gesucht und gefunden. Diese Stadt war aber auch nicht in Ordnung, denn die lag nicht am Paraná, an dem er einige seiner Erinnerungen beschrieb. Also habe ich auch diesen Ort wieder geändert. Und die Namen der drei Kinder habe ich rausnehmen müssen. Ich hätte schreiben sollen: „Ruth und Herbert hatten mehrere Kinder.“ So ein Quatsch. Und so habe ich dann die zwei Mädchen und den Jungen komplett rausgenommen, weil die mit der argentinischen Hochzeit ja überhaupt nichts zu tun hatten.
Außerdem war der Junge ohnehin Jahre später in Düsseldorf während des Studiums unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen und die beiden Mädchen sind in „ordentlichen“ Berufen: nämlich beide Pädagogen. Und der Mann der ältesten ist Rechtsanwalt. Noch Fragen?
In Endeffekt kann man sagen, dass Tante und Cousinen heftig mitgearbeitet haben an der finalen Fassung.
Doch kaum war das Buch im Handel, bekam ich einen amtlichen Brief von einem Anwalt, der mir verboten hatte, das Buch weiterhin zu veröffentlichen. Die wollten sogar alle Adressen von meiner Freunde haben, die ein handsigniertes Vorab-Exemplar bekommen hatten.
Und so kam es, dass meine ganze Liebe und Arbeit, die ich in dieses Buch gesteckt hatte, mit einem Knall vergebens war. Alle, denen ich es damals schenkte, waren begeistert von diesem authentischen Bericht über Argentinien und die ehemals herrschenden Zustände und wie diese ungewöhnliche Ehe zwischen Ruth und Herbert zustande kam…
In meinem Buch fängt die Geschichte damit an, dass Herbert in Buenos Aires am Hafen stand und auf die Ankunft des Schiffes wartete, aus dem er seine Tanzstundenliebe Ruth endlich in den Arm nehmen konnte.
Mailen Sie mir, wenn Sie wissen möchten wie es weiterging…